So zwischen Schlaf und wach werden …

träume ich manchmal sehr intensiv.

Dieser Traum hat sich in den letzten Jahren verändert. Je intensiver ich in die Welt des Fesselns eingetaucht bin, desto mehr hat er sich entwickelt. Heute träume ich immer wieder in diese Richtung.

Ich liege auf einer Pritsche in einem dunklen, feuchten und modrig riechenden Raum. Ich trage ein Büßerhemd, wie man es aus Filmen kennt, und weiß nicht, wie ich dorthin gekommen bin oder was mit mir passieren wird. Ich habe Angst. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier liege oder was überhaupt geschehen ist. Es ist dunkel. Irgendwo flackert ein Licht, aber es dringt nicht bis zu mir. Und es ist still um mich herum.

Unsicher setze ich mich hin. Ich schaue mich vorsichtig um. Viel kann ich nicht erkennen. Es ist zu dunkel. Unter meinen bloßen Füßen spüre ich den nackten Steinboden. Er ist kalt und etwas feucht. Ich beginne zu zittern, schlinge die Arme um meinen Oberkörper, ziehe die Beine an und lausche in die Dunkelheit.

Nach einer Weile höre ich Schritte. Sie kommen näher. Das flackernde Licht lässt eine Silhouette erkennen, aber kein Gesicht. Metall trifft auf Metall, und quietschend öffnet sich das Gitter. Eine tiefe Stimme befiehlt mir, aufzustehen und mich umzudrehen. Ohne nachzudenken gehorche ich. Ich zitterte vor Kälte und Angst, aber auch ein Gefühl der Erregung und Spannung durchzog mich. Was kam da auf mich zu? Die Schritte nähern sich mir. Hände greifen nach meinen Haaren, binden sie zu einem Zopf und legen ihn auf meinen Rücken. Etwas Weiches und Kühles legt sich über meine Augen. Es wird zweimal um meinen Kopf geschlungen und am Hinterkopf mit einem Ruck verschlossen. Nun sehe ich nichts mehr. Ich muss mich auf meine anderen Sinne verlassen. Ein Geruch nach Rasierwasser steigt mir in die Nase. Ich höre Atem und spüre Finger im Nacken, die meine Halskonturen nachzeichnen. Der Mann dreht mich jetzt etwas. Ich spüre ihn an meiner linken Seite. Sein Atem nähert sich meinem Hals. Plötzlich spüre ich einen festen Griff im Nacken und eine zweite Hand an meiner Kehle, die mir den Kopf etwas nach hinten drückt. Ich höre eine flüsternde Stimme: „Keine Angst, dir wird nichts geschehen, was du dir nicht wünschst.” Dann spüre ich warme, weiche Lippen, die sich zart auf meine legen. Eine lockende Zungenspitze liebkost meine Lippen.

Die Hände lassen locker und wandern an meinem Körper hinab. Ich traue mich nicht, mich zu rühren.
Noch einmal werde ich gedreht. Jetzt stehe ich mit dem Gesicht zu ihm. Ich rieche seinen Duft und spüre seinen Atem. Er muss sehr viel größer sein als ich, denn er muss den Kopf ziemlich weit beugen. Meine Hände werden mit einem rauen Seil vor meinem Bauch zusammengebunden, aber nicht zu fest. Es tut nicht weh. Und dann spüre ich wieder seinen festen Griff im Nacken, während die andere Hand sanft mein Gesicht streichelt, um meinen Kopf an seiner Brust zu betten. Plötzlich fühle ich mich geborgen, die Angst fällt von mir ab. Neugier erwacht und ich frage mich, was er wohl mit mir vorhat.
Ewig könnte ich so stehen bleiben. Geborgen in seinen Armen. Ich habe keine Ahnung, wer er ist, und trotzdem gibt er mir ein starkes Gefühl der Sicherheit. Ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen in diesem kurzen Augenblick.

Er dreht mich um. Nun spüre ich ihn im Rücken. Seine Hände liegen auf meinen Schultern. „Nun lauf“, flüstert er mir zu und dirigiert mich in die gewünschte Richtung. Unsicher setze ich einen Fuß vor den anderen. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, so blind zu sein. Automatisch zähle ich die Schritte still. Es ist nicht sehr weit. Bei 120 angekommen, bleiben wir stehen.
Er muss das Seilende die ganze Zeit in der Hand gehabt haben, denn nun zieht er daran und hebt meine Arme ein Stück weit an. Ketten rasseln, und dann stehe ich mit leicht gespreizten Beinen für einen sicheren Stand da. Etwas Kaltes Metallisches spüre ich nun an der linken Schulter, und schon fällt der Stoff. Dasselbe passiert auf der rechten Seite und dann noch zwischen den Brüsten. Kühle Luft streift über meinen jetzt entblößten Körper. Und plötzlich ist die Angst wieder da. Sie überfällt mich mit Macht. Ein Laut des Schrecks hallt von den Wänden wider. Ein Seil wird um meinen Oberkörper geschlungen. Es wird über der Brust und darunter gezogen und im Rücken festgezogen. Wieder rasselt eine Kette und ich spüre, wie ich nach oben gezogen werde. Ich muss jetzt auf den Zehenspitzen stehen, um Boden unter den Füßen zu haben. Kein Wort hat er mehr zu mir gesprochen. Immer nur Berührungen, leichtes Streicheln. Es beruhigt mich nicht wirklich. Ein kleiner Schubs, und ich schwinge frei in der Luft. Ich kämpfe verzweifelt um einen sicheren Stand, um ihn dann wieder zu verlieren. Meine Gedanken wirbeln wild durcheinander. Angst, Faszination und Erregung wechseln sich ab. Sie überlagern sich.
Und plötzlich ist alles still. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, Verzweiflung macht sich breit. Inzwischen wurde mir der Mund mit Klebeband verschlossen. Ich kann nicht einmal mehr schreien.
So sehr mit mir selbst beschäftigt, nehme ich die Bewegungen um mich herum erst sehr spät wahr. Erst, als mich Hände berühren, werde ich aufmerksam. Viele Hände. und überall. Nur langsam kann ich mich wieder auf das Geschehen konzentrieren. Es sind keine unangenehmen Berührungen. Es ist ein Streicheln, mal ein kleiner Klaps, ein Zwicken hier und da.

… und plötzlich tauche ich auf aus meiner Traumwelt und bin wach … ich wüsste gern, wie es weiter geht